17.09.2014

Stärken stärken - keine falsche Bescheidenheit.

„Ein halbes Jahrhundert lang hat sich nun die Psychologie an einem einzigen Thema abgearbeitet – seelische Krankheit – und sie hat dabei durchaus Erfolge errungen. (…) Jetzt aber ist die Zeit der Positiven Psychologie gekommen, einer Wissenschaft, die positive – und nicht nur negative – Emotionen zu verstehen versucht, die bemüht ist, Stärken und Tugenden aufzubauen und Wegweiser aufzustellen, um Ihnen zu ermöglichen, das zu finden, was Aristoteles das „gute“ Leben genannt hat.

In Krisenzeiten ist es zwingender als in guten Zeiten, menschliche Stärken und Tugenden, zu denen Mut, Tapferkeit, Besonnenheit, Aufrichtigkeit, Gerechtigkeit, Freude gehören, zu verstehen und aufzubauen.“ So beschreibt es Martin Seligman in seinem lesenswerten Buch „Der Glücks-Faktor“.

Ziel der Positiven Psychologie ist die Förderung von Resilienz, Lebenszufriedenheit und dem Einsatz persönlicher Stärken - und damit auch die Vorbeugung von Burnout. Positives Coaching und Positives Leadership als stärkenorientierte und praxisnahe Ansätze finden immer breitere Anwendung im Business-Alltag. Ein Symposium in Rosenheim brachte für zwei Tage zentrale Vertreter der Positiven Psychologie nach Deutschland und stellte deren Ansätze für Coaching, Leadership und Business praxisorientiert vor.

Besonders eindrucksvoll war der Workshop von Herrn Robert Biswas-Diener zum Thema „Strength Story“. Einleitend berichtete Biswas-Diener, der auch als „Indiana Jones der Positiven Psychologie“ bezeichnet wird, von seiner persönlichen Stärken-Geschichte zu „Mut“ im Zusammenhang mit seinem Aufeinandertreffen mit der Volksgruppe der Masaai in Kenia. Daraufhin forderte er die rund 200 Zuhörer auf, ihrem jeweiligen Sitznachbarn in 5 Minuten eine persönliche Stärke zu nennen - verbunden mit der erklärenden Hintergrundgeschichte. Im Nachgang befragte er das Plenum, wie sie sich gefühlt hatten, als sie von ihrer Stärke erzählt hatten – und wie sich der Gegenpart, der Zuhörende, dabei gefühlt hat. Ein frappierendes Ergebnis: das Sprechen über die eigenen Stärken provoziert gemischte Gefühle: von Stolz, Freude über Beschämtheit, Zurückhaltung, Unwohlsein. Hingegen empfindet der Zuhörende rein positive Gefühle, nämlich Stolz, Neugierde, Freude, Bereicherung uvm.

Über Stärken sprechen? Auch wenn man sich erst einmal unwohl dabei fühlt?

Stärkenfokussierung nach dem Motto „Build what’s strong“ schafft über positives Erleben Wachstumspotentiale, da sich Systeme und Individuen immer in Richtung dessen entwickeln, worauf sie ihre Aufmerksamkeit richten und was sie untersuchen. Sie rückt Chancen, Stärken, Optionen, Herausforderungen, Handlungsspielräume, Machbarkeiten und den Stolz auf die Erfolge in der Vergangenheit in den Blick. Wenn wir unsere positiven Gefühle wahrnehmen, unsere Beziehungen positiv gestalten und das, was uns gelingt, genießen, blühen wir regelrecht auf.

Probieren Sie es aus – und seien Sie bewusst unbescheiden.

Suchen Sie sich einen gute(n) Freund(in), einen Arbeitskollegen/eine Arbeitskollegin oder Ihre(n) Partner/in und erzählen Sie ihm/ihr Ihre ganz persönliche „Strength Story“ – eine Geschichte darüber, was Sie wirklich gut können und was Sie antreibt.
Wer darüber hinaus Interesse an Alltagsübungen aus der Positiven Psychologie hat, wird hier zum Thema „Glücksprojekt – Glück kann man lernen“ fündig.

Viel Glück!

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