Eine neue Ära nach der Pandemie

Viele unserer Leser:innen dürften bereits auf den wegweisenden und zukunftsorientierten Artikel von Matthias Horx gestoßen sein, der uns im Frühjahr 2020 nicht nur inspiriert, sondern auch Mut für die kommenden Herausforderungen gemacht hat. Bei Janus waren wir tief beeindruckt und fühlten uns dankbar, dass ein solcher Denkanstoß frühzeitig Licht in das Dunkel einer ungewissen Zukunft brachte.

Mut werden wir benötigen: In den vergangenen Jahren, geprägt von globalen Herausforderungen wie der COVID-19-Pandemie und politischen Beben, die von der Präsidentschaft Trumps, über den russischen Angriffskrieg bis hin zum Krieg in Israel und Gaza reichen, haben wir alte Gewissheiten infrage gestellt. In vielen Diskussionen, sei es am Janus-Eichentisch (in unserer Küche) oder in vielen virtuellen Treffen, haben wir uns immer wieder gefragt: Wie kann, wie muss die Zukunft gestaltet werden? In einer Zeit, in der demokratische Werte oft auf die Probe gestellt werden, die ökologische Krise unaufhaltsam scheint, das gesellschaftliche Miteinander durch Polarisierung bedroht wird, Konsum und neoliberale Ideologien unseren Alltag bestimmen und die Orientierung darüber verloren geht, was im Leben wirklich zählt, stehen wir an einem Wendepunkt.

Die Frage, die uns umtreibt, ist nicht nur, wer die transformative Persönlichkeit unserer Zeit sein könnte – wer in die Fußstapfen eines Gorbatschows oder einer Greta Thunberg treten könnte, um grundlegende Veränderungen herbeizuführen. Es geht auch darum, welche neuen wirtschaftlichen Modelle den entfesselten Kapitalismus zügeln könnten oder wie unsere Demokratie so gestärkt werden kann, dass sie den autoritären Tendenzen weltweit wirksam begegnen kann.

Wir stehen vor der Herausforderung, aus den Erfahrungen der Pandemie und den politischen Krisen der letzten Jahre zu lernen. Es gilt, resiliente Gesellschafts- und Wirtschaftsstrukturen zu schaffen, die nicht nur Krisen besser standhalten, sondern auch ein gerechteres, nachhaltigeres und demokratischeres Miteinander fördern. 

Die Botschaft der Krisen

Und welchen Einfluss hatte jetzt das Virus? Wir wissen immer noch nicht, wie unsere Wirtschaft in Zukunft besser gesteuert wird oder wie unsere Demokratie sich weiter entwickeln wird. Aber wir sind uns relativ sicher: Historiker und unsere Kindeskinderkinder werden auf den Zeitabschnitt, in dem wir leben, als eine Zeitenwende, als eine Weggabelung zurückblicken. Und wir sind (auch zwei Jahre nach der Pandemie!) weiter zuversichtlich, dass wir die richtige Abzweigung genommen haben werden. Mit neuen Lösungen und kreativen Veränderungen und bekräftigten Werten.

Denn dieses Virus hatte - so scheint es – eine besondere Interventionstiefe: Es erschütterte uns schwer, ohne uns zu zerstören. Nichts ist so wie zuvor, aber die Welt insgesamt pulsiert weiter. Nach der Krise ist vor der Krise, das mussten wir in den letzten zwei Jahren schmerzlich erfahren. Was uns bleibt, ist immer die Gewissheit: Nichts ist so beständig wie die Veränderung. Was wünschen wir uns für die nächsten Jahre? Wir Menschen werden hoffentlich bescheidener, nachdenklicher, vielleicht unabhängiger sein. Da hätte dann ein kluger Schöpfer, ein weises Universum, eine Mutation, großes Glück, suchen Sie das für Sie Passende raus, ganze Arbeit geleistet. Dies könnte der verborgene Sinn der Ereignisse sein: Dass wir einen Irrweg beenden. 

Allerdings nur dann, wenn wir die richtigen Schlüsse ziehen, denn von alleine wird es nicht gehen. Entscheidend wird nun sein, dass wir uns zunächst die richtigen Fragen stellen ... und neue Antworten finden. 

Fragen sind immer der Mühe wert.
Antworten nicht immer.
Oscar Wilde
bob jansen diaNvfg34Pg unsplash

Öffne dich den Fragen...

"Ok, und wie sieht nun die Lösung aus?" - Man kann sie hören, diese berechtigte und oft so einschüchternde und ein wenig selbstgefällige Frage. (Wie oft haben Sie sie von dem:der Chef:in schon gehört?) Wir wollen uns davon nicht einschüchtern lassen. Auch, wenn wir – natürlich – keine Instantlösung haben. Wir können Wege beschreiben und diese Wege sind gepflastert mit hoffentlich guten Fragen. An jeden einzelnen, sehr persönlich. An jeden Einzelnen, der Verantwortung trägt oder spürt in wirtschaftlichen Organisationen.

Wir wollen damit beginnen, die richtigen Fragen stellen, um dann – frei nach Rilke – nach und nach und im Diskurs mit anderen, in die Antworten hineinzuleben. Trial and Error inbegriffen. Persönlich und im Unternehmen. Als Führungskraft, Inhaber:in oder Mitarbeiter:in.

"Wie? Hier erhalte ich also keine Lösungen? Nur Fragen? Von einem Beratungsunternehmen hätte ich aber mehr erwartet!" Ja, das kennen wir. Mit diesem grundlegenden Missverständnis und dem dringenden Wunsch nach Expertenrat haben wir in jedem zweiten Akquisegespräch zu tun. 

...und lebe in die Antworten hinein.

Auch in Coachings dauert es manchmal eine Weile, bis unsere Coachees einen Nutzen darin sehen, dass wir ihren Such- und Lösungsfindungsprozess primär durch Fragen begleiten. (Ganz nebenbei: Wäre es nicht wohltuend, wenn sich durch die Krisen der öffentliche - auch politische - Diskurs verändert? Weniger Machosprüche, Standardlösungen, fruchtlose Meinungsstreitereien. Stattdessen: Fragen. Nachdenklichkeit. Zuhören. Zweifeln. Suchen. Kooperation statt sinnloser Streit. Fakten statt Fake.)

Gute Fragen öffnen. Gute Fragen initiieren Suchprozesse und ermöglichen neue, kreative Lösungen. Mit unseren Fragen wollen wir Sie anregen, schon in dieser herausfordernden Zeit und vor allem darüber hinaus nicht zu schnell zur Tagesordnung überzugehen. Sondern Erfahrungen zu reflektieren, neue Erkenntnisse aufzuspüren und zu konservieren, mit sich selbst im Gespräch zu bleiben und mit Ihrem Team, den Menschen in Ihrem Verantwortungsbereich in einen wesentlichen Dialog zu treten. 

Wie geht's jetzt weiter?