29.07.2015

Holacracy - Die organisationelle Quadratur des Kreises?

Umgekehrt: Die Verkreisung des Quadrats!

Seitdem ich vor nun schon einiger Zeit Betriebswirtschaft studiert habe (und schon lange davor), ist man auf der Suche nach einer Form, in der

  • das komplexe Miteinander von Spezialisten in einem arbeitsteiligen Prozess effizient organisiert wird und gleichzeitig
  • Eigeninitiative und sogar „Unternehmertum“ (das erwarten ja heute viele Unternehmen von ihren Führungskräften!) der Akteure erhalten/gefördert wird.

Die real existierenden Organisations- und Führungsstrukturen befinden sich dabei alle auf einem Kontinuum zwischen strenger, um nicht zu sagen autoritärer Hierarchie, und laissez-faire, um nicht zu sagen reiner Basisdemokratie. Die extremen Ausprägungen auf diesem Kontinuum funktionieren nicht besonders gut, dafür gibt es historische Belege. Aber auch die dazwischen liegenden Formen haben ihre Vor- und Nachteile.

Nun taucht eine neue Strömung auf, die wir bei Janus für sehr interessant halten: Holacracy. Ich bin im Moment nicht sicher, ob das eine komplett neue Antwort auf das Organisations- und Führungsproblem liefert, sozusagen ein „Dritter Weg“ ist, oder ob Holacracy ebenfalls auf dem genannten Kontinuum liegt. Ihre Meinung dazu interessiert mich.

Es gibt eine interessante website mit sehr viel Substanz, die ich Ihnen ans Herz legen möchte: holocracy.org . Wir bei Janus sind noch dabei, alle Implikationen dieses neuen Denkens zu erfassen. Gleichzeitig sind wir entschlossen, seine Prinzipien bei Janus umzusetzen. Weil wir glauben, dass es in hervorragender Weise Klarheit/Entscheidungskraft mit Partnerschaft/Selbstverantwortung verbindet. Das passt zu uns.

Zwei Prinzipien, die uns aus der Gruppendynamik bereits vertraut sind, spielen eine entscheidende Rolle:

Führung ist eine Funktion und keine Rolle: Jeder kann und soll Führung übernehmen. Probleme und Lösungen werden von dem angepackt, der sie verspürt oder hat. So genommene und übertragene Führung soll Rechenschaft ablegen. Dies geschieht in Kreisen, die nach starken Regeln funktionieren.

Jeder ist zu 100% verantwortlich: Die Arbeit in Kreisen (ein zentrales Organisationsprinzip der Holacracy) bedeutet nicht, dass Verantwortung diffundiert. Jeder hat zu jedem Zeitpunkt die ganze Verantwortung für gute inhaltliche Lösungen UND das Funktionieren der Kreise. Auftretende Spannungen werden eigenverantwortlich angemeldet und sofort verarbeitet.

Die Arbeit in einer Holacracy fordert persönliche Reife und ausgeprägte Konfliktfähigkeit der Akteure. Und sie fördert  persönliche Reife und Konfliktfähigkeit. Das gefällt uns sehr.

Das Ganze funktioniert nach durchdachten Regeln, niedergeschrieben in einer holacracy constitution, die es bislang nur in englischer Sprache gibt, nämlich hier: http://www.holacracy.org/constitution. Ich empfehle jedem, der sich für holacracy interessiert, diese Verfassung zu studieren. Mein Verdacht ist: Holacracy gibt es nur ganz oder gar nicht. Die Organisation muss sich den Regeln ganz unterwerfen oder darauf verzichten. Gottseidank gibt es – als Teil der constitution ganz am Ende - einige Übergangsregeln für Unternehmen, die sich auf den Weg machen wollen.

Wir machen uns auf den Weg und werden weiter berichten. Ihre Kommentare und Fragen sind sehr willkommen!

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Dr. Carsten Schäper
T +49 (0)172 8139604
carsten.schaeper@janusteam.de