So viele Gelegenheiten durchzudrehen!
Hoher (!) Besuch bei Janus: Tobias Giehl und Johannes Trefz mit Medaillen und mit ihrem Coach Carsten Zerulla und Trainer Peter Rabenseifner; nicht im Bild: Sarah Scheurer-Kumbier
Hochleistungssportler:innen haben es gut! - Ihre Leistung ist objektiv messbar, sie wissen zu jedem Zeitpunkt, wo sie stehen. Im Falle des Erfolges erfahren sie viel Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit, Anerkennung und Wertschätzung sind unmittelbar, sie werden bewundert und hofiert. Professionelle Trainer:innen kümmern sich um sie, oft gibt es einen ganzen Stab von Spezialist:innen um sie herum, die dazu da sind, Ihnen Höchstleistungen zu ermöglichen. Oft geht es auch um viel Geld - in manchen Sportarten mehr, in anderen weniger …
Haben Hochleistungssportler:innen es gut?
Sie müssen auf den Punkt ihre Leistung abliefern. Im Wettkampf muss alles passen, sonst zahlen sich viele Monate äußerst fordernden Trainings nicht aus, ihr Körper ist auf Höchstleistung getrimmt, die kleinste Verletzung, eine winzige Unaufmerksamkeit und der Erfolg gerät in weite Ferne. Ganz zu schweigen von schweren Verletzungen, sie können eine Sportlkarriere abrupt beenden oder lange verzögern. Und viele Sportarten leben primär vom persönlichen Einsatz der Athlet:innen und ehrenamtlichen Trainer:innen, das Geld reicht – wenn überhaupt – gerade für die Reisekosten …
Die Bedingungen, unter denen Sportler:innen Leistung abliefern, sind nicht unmittelbar vergleichbar mit den Bedingungen, unter denen in Unternehmen Führungskräfte und Mitarbeitende arbeiten. Aber gerade weil das Thema Leistung unter Sportler:innen so unmittelbar greif- und messbar ist, wurden dort Coaching-Methoden entwickelt und verfeinert, die auch für Leistungsträger:innen in Organisationen von Bedeutung sein können. Sarah Scheurer-Kumbier und Carsten Zerulla haben sich darauf spezialisiert.
Über einen Zeitraum von über 2 Jahren haben die Janus-Coaches Sarah Scheurer-Kumbier – selbst ehemalige Leistungssportlerin - und Carsten Zerulla die beiden Leichtathleten Tobias Giehl und Johannes Trefz auf ihre Saisonziele hin gecoacht. Giehl ist 400m-Hürden-Läufer und 4x400m-Staffelläufer, Trefz ist 400m-Läufer und festes Mitglied der deutschen 4x400m-Staffel. Diese Ziele wurden erreicht: Im Jahr 2018 sind beide Deutscher Meister geworden, Trefz hat Deutschland bei der Europameisterschaft 2018 in Berlin als 400m-Läufer und in der Staffel vertreten. Trefz‘ Ziele sind fest im Blick: Start bei der WM in Doha und den Olympischen Spielen in Tokio. Giehl ist sich noch nicht sicher, ob er seine Karriere fortsetzen möchte. Beide sind stark in ihrem Studium gefordert.
20 Prozent, die über den Erfolg entscheiden
Ihre herausragenden Leistungen verdanken sie in erster Linie ihrem Talent, ihrer Trainingsdisziplin und der exzellenten Betreuung durch ihren Trainer Peter Rabenseifner. Ob die jeweilige Leistung allerdings zum gewünschten Zeitpunkt tatsächlich abgerufen werden kann, ist in hohem Masse Kopfsache. Und hier kommen die Janus-Coaches ins Spiel. „Ich schätze, dass ich 20% meiner tatsächlichen Leistung im Wettkampf der mentalen Vorbereitung im Coaching verdanke.“, sagt Johannes Trefz und Tobias Giehl stimmt zu. „Es gibt im call room, auf dem Weg zum Start, beim Start und auf den ersten Metern so viele Gelegenheiten durchzudrehen. Das war mein wichtigstes Coaching-Ziel: Mit meiner Nervosität unmittelbar vor dem Start, aber auch in den Tagen davor so umzugehen, dass ich auf der Höhe meiner Leistungsfähigkeit bin … und nicht schon platt zu sein, bevor es losgeht.“ Für Sarah Scheurer-Kumbier sind es genau die 20%, die über Sieg und Niederlage entscheiden. „Schaffe ich es, gut zu sein, wenn es darauf ankommt? – Die wenigsten kennen den direkten Einfluss, den sie auf ihre Gedankenwelt nehmen können und die mentalen Tricks, um sich in das optimale Leistungslevel zu bringen. Nicht zu wenig Anspannung und nicht zu viel.“ „Diese Fähigkeit,“ so sagt sie, „kann genauso trainiert werden, wie ein Muskel.“
Wie ein Gepard im Vollsprint.
Positive Bilder spielen eine große Rolle bei der mentalen Steuerung. Gemeinsam mit Sarah Scheurer-Kumbier hat Johannes Trefz das Bild des sprintenden Gepards für sich verinnerlicht. „Wie fühlt es sich – genau – an, wenn ich gut laufe?“ Mit dieser Frage haben Coach und Coachee viel Zeit zugebracht, bis Bilder und Körpergefühl jederzeit abrufbar waren.
>> Wenn es anfängt wehzutun: Das ist der Moment, in dem es sich entscheidet
„Mein Bild war das eines angeschossenen Wildtieres.“, sagt Tobias Giehl und lacht. Dazu muss man wissen, dass Tobias Giehl eine lange Verletzungsgeschichte hat und der positive Umgang mit seinem verletzungsanfälligen Körper sein Coaching-Ziel war. „Für mich war es wichtig, meine Aufmerksamkeit zu lenken, weg von der Angst vor weiteren Verletzungen, weg vom Schmerz, hin zu dem Bewusstsein meiner Leistungsfähigkeit.“ Zwei Wochen vor der Deutschen Meisterschaft 2018 in Nürnberg hatte sich Giehl seine Hand gebrochen. „Das Bild vom verletzten Tier, half mir zu enormer Angriffslust und Aggressivität. Ich konnte meine Hand ausblenden und das Bild für meinen manchmal problematischen Start und die entscheidende zweite Kurve – dort, wo sich der 400m-Hürdenlauf meist entscheidet - nutzen.“
Hier. Jetzt.
Die Fähigkeit, auch in Situationen äußerster Anspannung und großen Stresses, die eigene Aufmerksamkeit und damit die eigenen Emotionen bewusst lenken zu können. Zugang zum in zahllosen Trainingsstunden erreichten Leistungspotenzial quasi auf Abruf herzustellen. Automatismen zu entwickeln, um im entscheidenden Moment negative Gedanken auszublenden und sich auf das zu fokussieren, worauf es nun ankommt. Hier. Jetzt.
>> Es ist alles da, es ist alles gut und ich mach mein Ding
Dies sind die Ziele mentalen Coachings. Ist das übertragbar auf den Alltag von Menschen in Organisationen? Peter Rabenseifner, selbst Führungskraft in seinem Hauptberuf, bejaht dies. Es gibt – auch im Leben einer Führungskraft – singuläre Situationen in denen es darauf ankommt, ganz auf der Höhe der eigenen Leistungsfähigkeit zu sein und die Angst und andere kraftraubende Emotionen im Griff zu halten: karriereentscheidende Präsentationen, wegweisende Verhandlungen mit Kunden, konfliktbeladene Teamsitzungen, anspruchsvolle Workshops … „Die Fähigkeit, (selbst)bewusst die eigenen Emotionen zu steuern, den eigenen Kopf im Griff zu haben, kann jeder Mensch zu jeder Zeit gut gebrauchen. Ob das im Unternehmen zu Höchstleistungen führt, hängt allerdings von so vielen Faktoren ab. Nach meiner Erfahrung kommt es vor allem auf das Vertrauen im Team an. Da haben wir in unserer Trainingsgruppe das höchste Niveau erreicht.“ Wie? – Das wäre ein anderes (Janus-)Thema …