26.07.2021

Janus fragt - Experten antworten #1

Zum Auftakt unserer Gesprächsreihe sprechen wir mit Hospitality Entrepreneur, Speaker und Podcaster Marco Nussbaum.

In unserer neuen Interview-Serie tauchen wir ein in verschiedene Branchenwelten und fragen bei HR-Experten, Leader- und Unternehmer-Persönlichkeiten nach, was aus ihrer Sicht Trends bei der Personalarbeit sind, vor welchen HR-Aufgaben ihre Branchen stehen und wie sich gutes Leadership auszeichnet. Wir lernen voneinander und lassen uns gegenseitig inspirieren. Zum Auftakt unserer Gesprächsreihe sprechen wir mit Hospitality Entrepreneur, Speaker und Podcaster Marco Nussbaum.

Was inspiriert Sie als Führungskraft besonders, Herr Nussbaum?

Ich habe mich bewusst dafür entschieden, meinen Weg als Führungskraft zu verlassen und unternehmerisch tätig zu werden. Daher sehe ich mich auch eher als Unternehmer, denn als Führungskraft. Besonders inspiriert es mich, motivierten Menschen ein Arbeitsumfeld zu schaffen, was sie nicht demotiviert. Ich sehe mich in meiner Rolle als CEO nicht als Chief Executive Officer, der von oben nach unten „exekutiert“, sondern als Chief „Enabling“ Officer, der die Menschen zu kontinuierlicher Höchstleistung befähigt und das auf Basis von eigenverantwortlichem Handeln. Diese Freiheit, das zu tun und mit Menschen für Menschen zu arbeiten, das inspiriert mich jeden Tag auf das Neue.

Wie führen Sie als Unternehmer?

Verantwortung abgeben ist eine der wichtigsten Grundlagen für Wachstum und Erfolg. Persönlich, wie auch beruflich. Denn nur wenn ich loslasse und wirklich abgebe, verschaffe ich mir selbst mehr Zeit, um mich um strategische Prioritäten und weitere persönliche Ziele zu kümmern. Und beim Abgeben von Verantwortung geht es grundsätzlich auch um mehr als nur das bloße Delegieren. Es geht darum eine Netzwerkorganisation von selbstverantwortlichen und eigenständigen Teams aufzubauen, die auch selbst neue Ideen entwickeln. Und deren oberster Netzwerker eben ich als Unternehmens-Leader bin, verbunden mit dem Ziel, immer das große Ganze im Blick zu haben und diese Vision auf so prägnante und passende Weise zu übermitteln, dass sie andere Menschen inspiriert und motiviert. Hinzu kommt natürlich, dass wir in einer Welt der ständigen Veränderung leben. Dafür brauchen wir Führungskräfte, die bereit sind, ihre Komfortzone zu verlassen und die sich schnell in neue Themen einarbeiten können. Mentale Agilität wird zu einer Kernkompetenz.

Was verstehen Sie unter "lebenslangem Lernen"?

Es gibt da zwei Zitate, die das perfekt für mich wiedergeben.

  1. Benjamin Britten - „Lernen ist wie rudern gegen den Strom. Sobald man aufhört, treibt man zurück.“
  2. Dalai Lama - „Wenn du sprichst, wiederholst du nur, was du schon weißt. Aber wenn du zuhörst, lernst du vielleicht etwas Neues.“

Ich höre wahnsinnig gern zu und freue mich über die vielen Erfahrungen von anderen Menschen, welchen ich im direkten Gespräch oder auch in einem Podcast etc. lauschen darf. Anschließend gehe ich zurück ins Ruderboot und rudere weiter gegen den Strom.

Vor welchen Herausforderungen im HR-Bereich steht die Hotellerie?

Das Image der Branche zu verbessern ist aktuell die größte Herausforderung. Vollzeitjob, harte Arbeit – und trotzdem nicht genug Geld zum Leben. In dieser Situation befinden sich viel zu viele Menschen in der Hotellerie in Deutschland. Das muss sich ändern. Denn sind wir doch einmal ehrlich, finanzielle Not hemmt Motivation ganz sicher. Natürlich, mit angemessener Bezahlung allein ist es nicht getan – es braucht viel mehr, um Menschen eine gute Arbeitsstelle zu bieten. Beispielhaft dafür sind sinnhafte Aufgaben, gute Beziehungen zu Kollegen und Kolleginnen im Team, Anerkennung und das Gefühl, mit den eigenen Stärken gesehen zu werden.

Welche HR-Trends sehen Sie generell?

Mehr denn je rückt die Unternehmenskultur in den Mittelpunkt. Es geht um Empathie, Wertschätzung und das Bedürfnis nach einer stressfreien und entspannten Arbeitsumgebung. Ebenso ist es wichtig zu erkennen, dass wir aufhören auf Präsenz und mehr auf Performance zu setzen. Wir brauchen einen neuen Umgang mit flexiblen Arbeitszeiten und -orten. Hinzu kommt die Digitalisierung der HR-Prozesse, auch unter Hinzunahme von Big Data und KI. Mit all den Themen, wird Remote Leadership immer wichtiger. Und mit Blick auf den „War for Talents“ gilt mehr denn je: Es bedarf halt einem ehrlichen Interesse an den jungen Talenten und einer individuellen Karriereplanung, gepaart mit einem guten Mentoring und Coaching.

Vielen herzlichen Dank, Herr Nussbaum!

 

Bild: Fotocredit - Marco Nussbaum

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Tine Gasser
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